Das Volk im Singular

Lagerüberbestand
Lagerüberbestand – Foto: © aris sanjaya/Fotolia

Wo fängt man einen Erlebnisbericht an zu schreiben? Am besten am Ende des Erlebten, also mit einem Zeitungsartikel welcher titelt „…Wie Herr Beil einmal das Volk vertrat oder Das Volk, im Singular…“.

Grammatikalisch schon ein wenig aus der Übung, schnell gegoogelt und festgestellt, Singular ist der Fachausdruck für Einzahl und wird am häufigsten dazu benutzt, einzelne Exemplare eines Lebewesens oder einer Sache zu bezeichnen.

Manchmal also doch gut, dass journalistische Empfindungen helfen, Dinge auch aus einem anderem Blickwinkel zu betrachten. Ja und wenn der Journalist vom Singular spricht, dann sollte man diesen doch an dieser Stelle auch nutzen und auf die Einzahl umschwenken. So lässt sich gleich viel besser erzählen.

Also raus aus der Neutralität und hoffen, dass meine Mitstreiter mir das nicht übel nehmen, obwohl ich weiß, die meisten verdrehen ohnehin jetzt erst einmal die Augen. Was soll´s, ich werde die Schelte überleben, die Mädels und Jungs mussten in den letzten Wochen schon einiges ertragen. Ich verspreche aber hoch und heilig, es ist bestimmt das letzte Mal, dann füge ich mich den demokratischen Grundprinzipien der Gruppe, wirklich, ehrlich, einer für alle und alle auf einen … ☺ Versprochen!

Aber um Erlebnisse berichten zu können, sollte ich mich erst einmal vorstellen, […]

[…] dann plaudert es sich besser. Also, mein Name ist Reiko Beil. Beil ganz einfach wie die Axt. Das Reiko sollte zu DDR-Zeiten laut meiner Mutter einen Hauch nordischer Herkunft versprühen. Beim „sollte“ ist es dann aber auch augenscheinlich geblieben, denn geboren bin ich in Frankenberg bei Chemnitz, klingt nicht gerade wie Helsinki oder Stockholm.

Sei es drum, ich bin zwischenzeitlich bald 45 Jahre jung und erblickte das Licht der Welt als Kind zweier Gastronomen. Meine Kindheit war geprägt von den Errungenschaften der sozialistischen Einheitspartei. Im Jugendalter, so würde man heute sagen, bin ich durch die Kneipe meiner Eltern, wegen fehlender Systemkonformität, in einer Parallelgesellschaft aufgewachsen. Damals hat man es sich aber einfacher gemacht und das Kneiperkind als milieugeschädigt hingestellt.

Aber wie sagt man so schön, was einen nicht umhaut, macht einen hart. Sobald die ersten Bartfläumchen wuchsen, fing ich an, in der Kneipe meiner Eltern zu arbeiten, was in Folge frühzeitig prägend war für ein wenig Selbstsicherheit und Eigenständigkeit und zur Freude meiner Freundin auch das eine oder andere Trinkgeld in die Tasche spülte.

Das hätte noch gut und gerne ein paar Jahre so weiter gehen können. Da mir meine Eltern aber immer wieder predigten, dass Handwerk goldenen Boden hat und nur wer nichts wird Wirt wird, hab ich, wie damals bei Handwerksberufen in der DDR so üblich, durch allerlei Beziehungen den Beruf des Tischlers erlernen dürfen.

Geschafft habe ich den Lehrabschluss mit hoher Wahrscheinlichkeit aber bloß, weil die Gesellen samt Meister abends Gäste in unserer Kneipe waren, was natürlich, dass versteht sich von selbst, bitte unter uns bleibt.

Viele Gäste in der Kneipe meiner Eltern haben damals den goldenen Westen als einziges Ziel gesehen, dem tristen DDR-Alltag zu entfliehen und mich zum Träumen nach der großen vermeintlichen Freiheit animiert.

Als im Frühsommer 89 die ersten Zäune in Ungarn fielen, nutze ich die Gunst der Stunde, ein Sonnenblumenfeld und in der Mittagshitze träumende Grenzsoldaten und floh nach Österreich.

Im goldenen Westen angekommen, erfuhr ich, dass der Broiler ein Grillhendl ist und der Bezug zum eigenen Vorteil und zum Geld bei den Altbundesbürgern ausgeprägter war als das bis dahin zumindest gefühlte Miteinander im Osten.

Schnell stellte ich fest, dass der Kapitalismus auch bloß mit Wasser kocht. Im gepriesenen System lief es nach meinem einfachen Empfinden nicht anders als in der Kneipe meiner Eltern. Auf den clever erzielten Einkaufspreis einen netten Aufschlag aufrechnen und entsprechend gewinnbringend weiterverkaufen. Einfaches und wirksames Prinzip.

Nachdem ich mich im goldenen Westen als Kellner, Kraftfahrer, Autowäscher und Lagerarbeiter über Wasser gehalten hatte und der finanzielle Wohlstand sich nicht so recht einstellen wollte, fing mir die gute alte Heimat an zu fehlen.

Durch Mauerfall, Währungsunion und anstehende Wiedervereinigung begann gerade die marktwirtschaftliche Einnahme des Ostens. Für mich war die Zeit gekommen, dem gelobten Westteil dieses Landes ganz schnell wieder Lebewohl zu sagen und als Autohändler, was im Übrigen gar nicht so weit weg war vom Kneiperdasein, wieder gen Osten zu ziehen. Autohandel war nach der Wende in der Rangordnung des Geldverdienens gleich nach der Verschiebung von Treuhandbeständen angesiedelt und somit eines der einträglichsten Geschäftsmodelle.

Nach etlichen hundert Gebrauchtwagen, war ich es schnell leid, Leuten die Vorzüge eines damals noch nicht serienmäßig verbauten rechten Außenspiegels zu erklären, denn ich wollte mehr, ich wollte richtiger Unternehmer werden.

Mit zarten 21 Jahren investierte ich die bis dahin hart oder weniger hart verdiente Kohle in den Aufbau einer eigenen Autovermietung, und da das Geld dann hierfür doch nicht ganz reichte, gaben mir die Banken mit Kusshand noch etliche D-Mark dazu.

Ich wurde schnell der Liebling von allerlei Banken. Junger Ostdeutscher mit Unternehmergeist, die Zukunft des Ostens… bla,bla,bla.

Meine Firma expandierte zur einer der damals größten ostdeutschen regionalen Autovermietungen. Nach 2 Jahren beschäftigte ich 50 Mitarbeiter, hatte Filialen in Chemnitz, Leipzig, Berlin, Kredite in Millionenhöhe, ein schickes Bürohaus, einen dicken Dienstwagen und rund 120 Kilo Kampfgewicht auf den Hüften. Letztgenanntes vor allem deswegen, da das Leben sich nur noch am Schreibtisch und im Auto abspielte. Familienleben und Freizeit eher eine Randnotiz.

Schnell musste ich lernen, dass Kapitalismus und Marktwirtschaft doch nicht nur aus Einkaufen, Profit Aufschlagen und Weiterverkaufen bestehen. So einfach wie der Handel mit Gebrauchtwagen war die Sache dann doch nicht, vor allem mit Anfang zwanzig und ohne jegliche betriebswirtschaftliche Vorbildung.

Damals fehlendes Wissen und vor allem fehlende Erfahrungen in Sachen Personalpolitik, Buchhaltung, Handels-, Bilanz-, Steuer- und Wirtschaftsrecht, ein stetig wachsender Wettbewerbsdruck und eine sich Mitte der neunziger Jahre erstmalig aufzeigende Marktsättigung fingen an mich zu überfordern. Teure Berater gaben sich die Klinke in die Hand und nicht jeder dieser „Spezialisten“ war auf das Wohl meiner Firma, sondern eher auf das des eigenen Geldbeutels aus.

Die erste tiefgreifende Bekanntschaft mit der wahren Marktwirtschaft und der damit verbundenen Härte unseres Bankensystems durfte ich dann Ende der neunziger Jahre machen. Mein Unternehmen war gewachsen, nicht zuletzt durch einen fortlaufenden Zufluss von Krediten seitens der Banken.

Allerdings hatte sich deren Geldpolitik zwischenzeitlich geändert. Der Ton wurde merklich rauer. Saß das Geld den Banken nach der Wende eher locker in der Tasche, um den Aufbau Ost anzuschieben, setzten diese nun den Knebel an. Zinsen und Tilgung wurden angepasst, Sicherheiten neu bewertet und die Banker der ersten Generation, welche noch eine „Buschprämie“ bekamen, wenn sie in den Osten gingen und manche Dinge entsprechend locker sahen, wurden durch ehrgeizige, karrieregeile Jungbanker ersetzt.

Die Banken, welche sich in den Neunzigern durch allerlei Investitionszulagen und Steuervorteile eine goldene Nase verdient hatten, setzten jetzt auf Bereinigung ihrer Bücher. Das war einfach, da ein Großteil der Ostinvestitionen steuerlich begünstigt in den Vorjahren bereits abgeschrieben war. Ging der Kreditnehmer in die Knie und musste Insolvenz anmelden, brachte das den Banken – an Absurdität eigentlich nicht zu überbieten – durch die Verwertung von Sicherheiten satte Gewinne ein.

Diese schmerzhafte Erfahrung machte ich bald darauf. Die Rückführung der Kredite und die Höhe der Zinsen erdrückte mein Unternehmen. Eigene wirtschaftliche Fehler der Vergangenheit, fehlende Kapitalrücklagen und ein zu großes Firmenimperium führten zur Pleite.

Ich will nicht den Banken die Schuld für mein damaliges Scheitern geben, da ich in den jungen unternehmerischen Jahren genügend eigene Fehler gemacht habe, aber festzuhalten bleibt, dass sich an der Kreditvergabepraxis von Banken an mittelständische Unternehmen und Existenzgründer, also den eigentlichen Motor unserer Wirtschaft, bis heute leider nicht viel geändert hat. Hier hängt das ganze Bankensystem nach wie vor, trotz aller Versuche der EZB, dieses Problem in den Griff zu bekommen und dem Mittelstand Kredite zu ermöglichen. Die Geldvergabepraxis der großen Geldhäuser ist auch heute noch eine Katastrophe. Banken investieren lieber in Fonds und risikoreiche Investments als nur einen unbesicherten Euro an den Mittelstand zu verleihen.

Aber weiter im Text.

Nachdem ich nebst Ehefrau alles verloren und knapp 40 Kilo abgespeckt hatte, kam mir der Zufall noch einmal zu Hilfe: Ich lernte den damaligen Regionalverkäufer eines großen Autoherstellers kennen. Dieser erzählte mir von den Problemen seines Konzerns, welcher Anfang der 2000er Jahre immer weniger Neufahrzeuge verkaufte. Ich erfuhr, dass trotz der sinkenden Absatzzahlen die Produktion von Neufahrzeugen nicht gedrosselt werden könne, da es zu teurer sei, die Bänder anzuhalten und die Produktion auszusetzen.

Die Produktion dürfe niemals still stehen! Allein die Veröffentlichung eines Produktionsstopps wegen stagnierender Absatzzahlen würde einen nicht wieder gutzumachenden Imageschaden für den Autohersteller bedeuten, was unweigerlich zu Kursrutschen und Aktionärsverstimmungen führe, so die damaligen Aussagen meines Gesprächspartners. Ich erfuhr, dass die zweite und dritte Reihe im Management des Fahrzeugherstellers angehalten war, nach Möglichkeiten zu suchen, wie die rückläufigen Absatzzahlen wieder angekurbelt werden können. Vor allem brauche man Zulassungen auf dem deutschen Markt, um die Statistik zu beleben. Dazu sollte man wissen, dass die Zeitschrift Auto-Bild damals monatlich die Zulassungsstatistik für Neuwagen aller Fahrzeughersteller veröffentlichte. Diese hatten Angst davor, dass ihr Markenname in Verbindung mit fallenden Zulassungszahlen veröffentlicht wird.

Das Problem konnte gelöst werden. Ich bot an, in den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands Firmen zu gründen, über welche ausschließlich Neufahrzeuge zur Zulassung gebracht würden. Der Hersteller sollte die Fahrzeuge an meine Firmen verkaufen, um diese dann nach Belieben in den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands zuzulassen und so eine Auffälligkeit von regional zu hohen Zulassungszahlen zu vermeiden. Durch diese Verfahrensweise konnte man die Statistiken ohne Weiteres beeinflussen, da diese sich ja nur auf die trockene Zahl der Zulassung konzentrieren.

Das Problem der Zulassung war damit gelöst. Fehlte nur noch die Klärung, was mit den Fahrzeugen danach passiert. Auch hierfür gab es eine Lösung. Nach der Zulassung sollten die Wagen umgehend abgemeldet und an eine Tochtergesellschaft des Herstellers im Ausland verkauft werden. Damit wurde nicht nur das Problem des Weiterverkaufes geregelt, sondern gleichzeitig die deutsche Exportstatistik ohne einen tatsächlichen wirtschaftlichen Hintergrund um zig Millionen Euro pro Jahr nach oben geschaukelt. Na wie schön, dass es Statistiken gibt.

Die Tochtergesellschaften des Herstellers waren angehalten, die Fahrzeuge nach angemessener Zeit wieder nach Deutschland oder in andere Länder der Europäischen Union zurück zu verkaufen. Vielleicht erinnern Sie sich noch, solche Wagen nannte man alsbald Grau- oder Reimporte. Viele meinten, dass diese Wagen wegen der unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze innerhalb der EU preisgünstiger seien als die vergleichbaren Neufahrzeuge in Deutschland, aber das war, wie so vieles andere auch, eine inszenierte Geschichte.

Ein absurdes Vermarktungssystem – oder nennen wir es eher Lagerbereinigungssystem – entstand, welchem sich bis Ende 2008 fast alle Hersteller in verschiedensten Formen bedienten.

Nun muss ich in der Hoffnung, dass es Ihnen beim Lesen nicht zu langweilig wird, einen kleinen Schwenk in unser Wirtschaftssystem machen, um den Faden nicht zu verlieren.

In den Großunternehmen der Industrienationen wird spätestens seit Mitte der 2000er Jahre durch eine anhaltende Automatisierung von Produktionsabläufen und einen parallel stetig rückläufigen Bedarf vermehrt auf Lager produziert.

Eine Neuregelung der Bilanzierungsregeln nach amerikanischem Vorbild ermöglicht es seit 2003, dass auf Lager produzierte Waren zum geplanten Verkaufspreis bilanziert werden können, was wiederum heißt, dass die betriebswirtschaftlichen Zahlen eines Konzerns trotz sinkender Verkäufe und anwachsender Lagerbestände fortlaufend positiv dargestellt werden können.

Sie werden sich vielleicht schon gewundert haben, warum wir aktuell von einem stetigen Wirtschaftswachstum reden, obwohl keiner Ihrer Nachbarn, Freunde und Bekannten mit ständigen Neuanschaffungen glänzt. Die Zahlen des Wachstums werden nicht abgeleitet vom Konsum, sondern von der Produktion. Deswegen sagt man auch, glaube nie einer Statistik wenn du diese nicht selber gefälscht hast. Wie wahr, wie wahr.

Das Problem an der Sache mit dem Auf-Lager-Produzieren ist allerdings die Überalterung des Warenbestandes. Irgendwann muss der Bestand auch bei der besten Geschäftswertdarstellung abgewertet werden, wenn er nicht abfließt. Das bedeutet negative Zahlen, welche um nichts in der Welt gewollt sind.

Im Fall meiner neu gewonnenen Geschäftspartner konnte dieses Problem durch die Verschiebung der Fahrzeuge über den Verkauf an meine Firmen und den späteren Export an ein Tochterunternehmen des Autokonzerns zumindest vorerst galant gelöst werden. Der Verkauf an eine Zwischenfirma mit einem anschließenden Weiterverkauf an ein Tochterunternehmen bereinigte die Bilanzen vom lästigen Lagerbestand, ohne auch nur einen Euro abschreiben zu müssen.

Was die cleveren Manager nicht bedachten, war, dass durch dieses System eine noch größere Absatzblase entstand. Einerseits wurden die Lager durch eine fortlaufende Automatisierung der Produktion immer schneller gefüllt und auf der anderen Seite sorgten die günstigen Grauimporte, welche nunmehr auf dem Markt zum Verkauf angeboten wurden, für erhebliche Verwerfungen, welche den Absatz von Neuwagen noch weiter hemmten.

Die Fahrzeuge, welche über die grauen Verkaufswege in den Markt gedrängt wurden, waren billiger als gleichwertige Neuwagen beim Händler, was letztlich dazu führte, dass die Grauimporte einen besseren Absatz fanden als die teureren Neuwagen.

Dies führte unweigerlich zu weiteren Absatzproblemen, was den Abverkauf über die grauen Vertriebskanäle befeuerte und die Spirale des wirtschaftlichen Blödsinns immer schneller drehen ließ. Eine tickende Zeitbombe. Ich habe mit diesem unwirklichen Geschäft Millionen verdient und mich täglich gefragt, was dieser Wahnsinn soll und vor allem wo dieser Wahnsinn hinführt.

Sie müssen sich vorstellen, die Hersteller von Fahrzeugen, Fernsehern, Kühlschränken, Handys oder all den anderen Dingen in Massenproduktion müssen für Aktionäre und Anteilseigner Profit und Rendite erwirtschaften. Ganz oben in der Verantwortung stehen die Vorstände und Aufsichtsräte der sogenannten Großindustrie. Ein Vorstand, auch wenn dieser Millionen an Euro pro Jahr als Gehalt bezieht, ist letztendlich ein ganz normaler Arbeitnehmer. Er wird bezahlt nach seinem Erfolg. Erfolg ist in diesem Fall der Gewinn, den seine Firma erwirtschaftet und welcher an die Aktionäre und Anteilseigner in Form von Dividenden und Überschussbeteiligungen ausgeschüttet wird.

Um diese Gewinne zu erwirtschaften, muss der große Firmenboss bei stagnierenden Absatzzahlen unweigerlich Kosten einsparen. Der höchste Kostenfaktor in einem Unternehmen sind die Arbeitnehmer. Nicht nur, dass diese Arbeitnehmer ein Gehalt bekommen, nein die wollen auch bezahlten Urlaub, werden krank und können Fehler machen und somit Ausschuss produzieren und sind – was dem Fass den Boden ausschlägt – zu guter Letzt auch noch gewerkschaftlich vernetzt.

Entsprechend setzt der Vorstand eines Unternehmens an dieser Stelle den Hebel an. Er fängt an, den Arbeitnehmer durch Maschinen oder Roboter zu ersetzen. Er automatisiert Arbeitsprozesse, um kostengünstiger, schneller und effizienter zu produzieren. Maschinen kosten zwar in der Anschaffung eine Menge Geld, können aber 24 Stunden rund um die Uhr eingesetzt werden und, einmal richtig getaktet, machen diese auch keine Fehler. Maschinen kann man abschreiben und als Steuersparmodell zur Minimierung der Versteuerung von Unternehmensgewinnen einsetzen. Für die Anschaffung von Maschinen gibt es Subventionen, und Maschinen sind effizienter und schneller als der ungeliebte Arbeitnehmer.

In Summe bleibt festzuhalten, Unternehmen, welche den Menschen durch Maschinen und Anlagen ersetzen, sparen Kosten, produzieren mangelfrei und vor allem schneller und in höheren Stückzahlen.

An dieser Stelle hat der Vorstand eines Großunternehmens aber noch nicht genug für die Rendite getan. Er weitet den Druck auf die Zulieferer aus. Die zugelieferten Teile und Werkstücke müssen billiger werden, also sind die Zulieferer ebenfalls gezwungen, nach dem gleichen vorgenannten Prinzip Kosten einzusparen. Wenn nicht, wird der Vertrag gekündigt.

Liebe Leute, eine tödliche Entwicklung. Sie werden fragen warum – ganz einfach, weil der Mensch auf der Strecke bleibt.
Dort wo früher ein Arbeiter am Band gestanden hat, steht jetzt eine Maschine. Soweit so gut, aber das Problem ist, der Arbeiter, welcher nicht mehr am Band steht, verdient auch nicht mehr mit seiner Hände Arbeit Geld. Verdient der Arbeiter kein Geld mehr, kann er die Ware, welche in immer größeren Stückzahlen vom automatisierten Band läuft, auch nicht mehr kaufen, da ihm ganz einfach die Mittel hierfür fehlen.

Ist Ihnen als kleine aufmunternde Zwischenfrage einmal aufgefallen, wo zwischenzeitlich ein Großteil unserer Bevölkerung tätig ist? Wir arbeiten vorwiegend in der Dienstleistung, im Verkauf oder in der Verwaltung. Wir verkaufen bzw. versuchen das, beraten, bieten Serviceleistungen an, erfinden Apps oder schreiben Computerprogramme, aber nur noch ein geringer Teil unserer Bevölkerung schafft mit seinen Händen tatsächlich greifbare, nachhaltige Werte. Ach und bitte eine App ist definitiv kein greifbarer nachhaltiger Wert.

Aber zurück zu unserem automatisierten Band. Das läuft nun Tag für Tag und Nacht für Nacht unaufhörlich und es produziert Waren im Überfluss, die keiner mehr kaufen kann, da uns einerseits das Geld fehlt, weil wir selber nicht mehr an den Bändern stehen und mit unseren Händen dieses Geld verdienen, und wir andererseits auch nicht den Bedarf für diese Übermenge an Waren haben.

Wir sind satt oder anders ausgedrückt der Markt ist gesättigt! Wir kaufen uns nicht jeden Tag ein neues Auto, einen neuen Fernseher oder ein neues Handy. Was geschieht also mit den Waren, die fortlaufend und unaufhörlich ohne jedweden Bedarf produziert werden? Und mit dieser Frage sind wir wieder bei meinem Erlebnisbericht, welcher verdammt lang ist, aber wie soll ich sonst die Zusammenhänge erklären, also bitte Augen auf, nicht einschlafen und weiterlesen.

Waren aller Art werden unaufhörlich auf Lager produziert. Das fällt nicht auf, da wir wie schon benannt seit den 2000er Jahren das amerikanische Bilanzsystem eingeführt haben. Unsere amerikanischen Freunde, welche seit Henry Ford die Automatisierung ihrer Wirtschaft im Rahmen von Massenproduktion stetig vorangetrieben haben, scheinen sich mit dem Thema Lagerüberbestand augenscheinlich auszukennen.

Auf Lager produzierte Waren können zu angenommenen Verkaufspreisen in den Bilanzen der Konzerne zur Erhöhung des Geschäftswertes aufgenommen werden. Das heißt, um auf meine persönlichen Erlebnisse zurückzukommen, obwohl das auf Lager produzierte Fahrzeug nicht verkauft ist und niemand weiß, ob es überhaupt und wenn ja zu welchem Preis verkauft wird, schönt es die Bilanz des Unternehmens mit einem angenommenen Verkaufspreis. Der Aktionär freut sich über einen erhöhten Geschäftswert, welcher eigentlich nicht existiert, und der Vorstand sitzt weiter fest in seinem Sessel und erfreut sich an einem dicken Bonus.

Die Sache hat nur einen Haken, man kann nicht unendlich auf Lager produzieren. Irgendwann sind die Lager so voll und die Ware so veraltet, dass nach Abflusswegen gesucht werden muss. Ja und da liegt es auf der Hand, man exportiert die überproduzierten Produkte ins Ausland und lagert diese an Zwischenfirmen aus, so dass der Lagerbestand in den eigenen Bilanzen wieder abgebaut werden kann.

Aber auch das ist nur eine zeitliche Verschiebung des Problems. Durch fehlenden Bedarf, fehlende Kunden, fehlendes Geld bei etwaigen Kunden und eine vehement fortschreitende Automatisierung der Wirtschaft, durch welche immer mehr Waren produziert werden, explodiert diese tickende Zeitbombe der permanenten Überproduktion irgendwann.

Schon sind wir wieder bei meiner Geschichte. Ende des Jahres 2007 nahm der Handel mit überproduzierten Fahrzeugen derartige Ausmaße an, dass mein Bauch mir sagte, dieses Geschäft kann auf Dauer nicht gut gehen. Einerseits verkaufen die Konzerne immer weniger Neuwagen, andererseits wurden zehntausende Neuwagen quer durch Europa geschaukelt, um diese letztendlich 30 oder gar 40% billiger als die „normalen“ Neuwagen zu verkaufen. Das war so was von kontraproduktiv, dass ich sie immer lauter ticken hörte, die Bombe der Bomben.

Der damals kleine Regionalverkäufer, welchen ich Anfang der 2000er Jahre kennengelernt hatte, war zwischenzeitlich im Übrigen wegen der hervorragenden Absatzahlen in den Vertriebsvorstand des Autokonzerns berufen worden. Das aber nur als kleine Randnotiz.

Ich wollte raus aus diesem Geschäft. Einige werden sich vielleicht fragen warum. Der Typ verdient Millionen mit den Problemen anderer, was kümmert ihn, wie Konzerne und Wirtschaft funktionieren. Ja mag sein, im Nachgang hab ich mich einige Male beim Grübeln ertappt, ob der plötzliche Ausstieg aus diesem Geschäft tatsächlich richtig war. Damals sagte mir mein Verstand aber „geh raus, die Wirtschaft läuft mit Vollgas gegen die Wand“.

Was machen nach dem Ausstieg, der im Übrigen mit einem Haufen Ärger verbunden war, da keine so rechte Begeisterung bei meinen Autofreunden aufkommen wollte.

Der stagnierende Automarkt hatte Ende 2007 noch andere Blüten getrieben. Institutionen wie die Deutsche Bahn, die Telekom oder der Bundeswehrfahrdienst hatten Fahrzeugbestände von je 20.000 bis 30.000 PKW in ihren Flotten.

In der Vergangenheit wurden diese Fahrzeuge durch eigene Verkaufsabteilungen in diesen Unternehmen nach Einsatzzeiten von durchschnittlich einem Jahr auf Grund hoher Neuwagenrabatte trotz Gebrauchsspuren weitestgehend verlustfrei verkauft. Das ging so lange gut und ließ sich so lange wirtschaftlich hervorragend rechnen, bis die Autohersteller anfingen, den Markt mit rabattierten Neuwagen über das auch von mir vormalig betriebene Verkaufskarussell zu fluten.

Sie können sich vorstellen, dass ein Unternehmen wie die Deutsche Bahn mit 30.000 Fahrzeugen damals ernsthafte wirtschaftliche Probleme hatte, wenn jedes Fahrzeug auf einmal anfing, beim Verkauf mehrere tausend Euro Verlust zu produzieren. Dafür waren keine Kosten eingeplant, und das verhagelte die ohnehin nicht guten Bilanzen erheblich.

Ja und da kam ich mit einer neuen Geschäftsidee ins Spiel. Wie bereits geschrieben, verkauften diese Unternehmen nach durchschnittlich einem Jahr ihre Autos vor allem wegen des ständigen Gebrauchs und eines damit verbundenen äußeren Verschleißes zur Vermeidung anfallender Reparaturkosten. Die Deutsche Bahn betrieb damals in Deutschland eigens dafür zahlreiche eigene Autohäuser.

Im Zusammenhang mit dem stagnierenden Absatz dieser Wagen und den zunehmenden Verlusten bot ich den Konzernen an, die Wagen in einer dafür entwickelten Lackierindustrieanlage einem sogenannten Reproduktionsprozess zu unterziehen. Dieser Prozess beinhaltete, dass jedes Fahrzeug eine komplette neue Außenlackierung bekam. Die Kosten dafür waren fix, unabhängig vom Schadensvolumen kalkuliert und um ein Vielfaches geringer, als der damals entstehende Wertverlust bei einem Verkauf.

Durchlief ein Fahrzeug den Reproduktionsprozess, sah es nach der kompletten Lackierung wieder aus wie ein Neuwagen und konnte von den Konzernen in diesem Zustand nochmals für mindestens ein weiteres Jahr eingesetzt werden. Vorteil der Reproduktion, es mussten keine neuen Fahrzeuge eingekauft werden und die Konzerne umgingen somit die horrenden Wertverluste bei ihren Fahrzeugflotten.

Nach anfänglicher Skepsis wurde diese Geschäftsidee nicht zuletzt wegen der massiven Absatzprobleme für junge Gebrauchtfahrzeuge von Bahn und Telekom angenommen. Meine Firma bekam Aufträge und ich investierte rund 4 Millionen Euro aus Eigenmitteln in den Ausbau und die Erweiterung der Produktionsanlage. Eigenmittel deswegen, weil die Banken nicht bereit waren, sich an den Investitionen zu beteiligen und kein Interesse zeigten, in ein junges und innovatives Unternehmen zu investieren.

Innerhalb eines Jahres entstanden 100 neue Arbeitsplätze und die Zukunft sah eigentlich rosig aus.

Ich war zufrieden, endlich raus aus dem irrationalen und unwirklichen Geschäft des grauen Marktes und angekommen dort wo ich immer sein wollte, in der Kette von Wertschöpfung und Nachhaltigkeit. Ich war mir sicher, nur was mit Händen geschaffen wird, hat tatsächlich Bestand. Deswegen hatte ich mein gesamtes Vermögen in den Ausbau der Produktionsanlage und die Ausbildung meiner Mitarbeiter gesteckt.

Dann platze Ende 2008, wie schon lange vermutet, die Bombe. Erst ging im September die Lehman-Bank in den USA pleite. Es folgte eine Bankenkrise, schlimm, aber noch kein ernsthaftes Problem. Das kam erst, als der erste findige Vorstand eines Großkonzerns die Bankenkrise als Vorwand nutze, um Überproduktion und überquellenden Lagerbestand damit zu rechtfertigen. Er meldete anstelle eines millionenschweren Überschusses, wie in den Vorjahren üblich, auf einmal Verluste an. Verluste, welche sich über die letzten Jahre auf Grund der permanenten Überproduktion angestaut hatten und lediglich durch eine künstliche Aufwertung der Geschäftszahlen bis dahin versteckt wurde. Die Bankenkrise war hierfür der ideale Anlass, ohne den Vorstandsposten zu verlieren.

Die anderen Konzerne sprangen verständlicherweise auf diesen Zug auf. Wer sich erinnert, Ende 2008 Anfang 2009 meldete ein Konzern nach dem anderen wie aus dem nichts Millionen und teilweise Milliarden an Verlusten an, obwohl diese Unternehmen in den Vorjahren samt und sonders noch riesige Gewinne in ihren Bilanzen ausgewiesen hatten.

Aus der Bankenkrise ist somit über Nacht eine publizierte globale Wirtschaftskrise geworden, obwohl diese seit Jahren schon da war. Nur hat sie niemand bemerkt, da die Überproduktion und ein fehlender Absatzmarkt geschönt und statistisch falsch ausgelegt waren.

Eigentlich hätte mich das Thema nicht tangieren müssen. Mein Geschäftsmodell der industriellen Fahrzeugaufbereitung war davon nicht betroffen. Die Autokonzerne schrien lautstark nach staatlicher Hilfe, da die Verkaufszahlen von Fahrzeugen im Zuge der „überraschenden“ Wirtschaftskrise ernsthaft zusammengebrochen seien, was im Nachgang betrachtet ein Hohn ist, da die Absatzzahlen der Vorjahre ohnehin gefaked waren und die Wirtschaftskrise nur einen Vorwand darstellte, um die Überproduktions- und Lagerbestände klammheimlich zu bereinigen.

Die Autokonzerne hatten eine gute Lobby. Ende 2008 stellte der bis 1998 als Verkehrsminister tätige und später in die Autoindustrie gewechselte nunmehrige Cheflobbyist Matthias Wissmann der Bundesregierung seine Idee „Abwrackprämie“ vor. Gibt es noch Fragen? Ein Schelm, wer Schlimmes dabei denkt.

Wissmann und Freunde erklärten der Regierung, dass die Autokonzerne als Zugpferde der deutschen Wirtschaft und Grundpfeiler unseres Wohlstandes durch die Wirtschaftskrise gefährdet seien und somit tausende und abertausende Arbeitsplätze auf dem Spiel stünden. Er verschwieg selbstverständlich die durch Automatisierung der Produktion und eine seit Jahren feststellbare Sättigung des Marktes bisher verschleierte permanente Überproduktion der Konzerne. Die plötzlich alle heimsuchende Wirtschaftskrise war das Problem, und hinter dieser ließ sich verständlicherweise alles abladen, vertuschen und bereinigen.

Die Regierung, nach den Darstellungen des Herrn Wissmann und seiner Freunde von der Panik des Weltunterganges ergriffen, war der Meinung, schnell handeln zu müssen. Tiefgründige Prüfungen: Fehlanzeige. Bereits am 16.01.2009 veröffentlichte die Bundesregierung ein Programm zur Förderung des Absatzes von Personenkraftwagen, im Volksmund auch Abwrackprämie genannt. Dieses Programm trat am 20.02.2009 in Kraft und unterstützte die Hersteller von Fahrzeugen indirekt mit 2.500 Euro Zuschuss beim Verkauf eines Neuwagens.

Ich hätte vor Wut aus dem Fenster springen können. Misswirtschaft und Profitgier wurden unter dem Deckmantel, Arbeitsplätze retten zu müssen, nun auch noch mit staatlicher Hilfe unterstützt. Wenige durchschauten damals das Schauspiel von Autoindustrie und Lobbyisten. Der vormalige Wirtschaftsminister zu Guttenberg (später eine streitbare Persönlichkeit) stellte sich vehement gegen staatliche Hilfen, wurde aber seitens der Bundeskanzlerin zurückgepfiffen.

Ich ließ den Dingen, trotz meiner Erlebnisse und Erfahrungen aus den Vorjahren, mit dem Gedanken ohnehin nichts ausrichten zu können, ihren Lauf. Hätte ich das mal nicht gemacht und wäre schon damals auf die Barrikaden gegangen…

Am 07.03.2009 änderte sich ruckartig alles. Die Abwrackprämie, welche bis dahin nur für Neuwagen gegolten hatte, wurde erweitert auf Fahrzeuge bis zu einem Alter von 12 Monaten. Man sollte sich an dieser Stelle bewusst fragen, was Fahrzeuge bis zu einem Alter von 12 Monaten auch nur im Ansatz mit der Produktion von Neufahrzeugen und dem Erhalt von Arbeitsplätzen zu tun haben. Diese Wagen waren ja schon produziert und konnten definitiv im Nachgang keine Arbeitsplätze in der Produktion retten.

Na erraten Sie es? Wer waren die großen Fuhrparkbesitzer mit den Absatzproblemen? Genau, Deutsche Bahn, Bundeswehr, Telekom, also alles Institutionen mit den besten Beziehungen in die Politik. Ich nehme an, es waren nur einige Anrufe der Vorstände bei Frau Merkel und das Förderprogramm der Abwrackprämie wurde – mir nichts dir nichts – schnell auf die Sparte der Jahreswagen erweitert.

Eine Reproduktion der Jungwagen in meinem Betrieb war somit nicht mehr notwendig. Bedingt durch den aus Steuermitteln bezahlten Kaufzuschuss namens Abwrackprämie konnten meine Auftraggeber ihre Fahrzeugbestände nunmehr ohne Probleme und ohne Verluste verkaufen und ich war über Nacht meine Aufträge los und hatte für rund 100 Mitarbeiter keine Arbeit mehr.

Ich verstand die Welt nicht mehr. Da verschleiern Konzerne aus reiner Profitgier ihrer Vorstände und Aufsichtsräte jahrelang den Sachstand von Überproduktion und Absatzproblemen, widersetzen sich vehement einer unausweichlichen Marktbereinigung und werden dann unter Vorspielung falscher Tatsachen mit staatlicher Hilfe und Steuermitteln gerettet.

Alles in allem hat die Abwrackprämie den Steuerzahler rund fünf Milliarden Euro gekostet, da die spätere Darstellung von parallelen Steuereinnahmen durch Mitnahmeeffekte ein widerlegtes Märchen ist. Ein unfassbarer Betrag, welcher nichts, aber auch gar nichts außer neue Verwerfungen gebracht hat.

Ich kämpfte ohne Aufträge mit meiner Firma ums Überleben und den Erhalt der 100 Arbeitsplätze. Der damalige Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD), heute regierender Bürgermeister der Hansestadt Hamburg, hatte ja schriftlich alle Arbeitgeber Anfang 2009 dazu aufgerufen, unbedingt die Arbeitsplätze zu erhalten. Ja, lieber Herr Scholz, einfacher gesagt als getan, wenn der Staat daran Schuld trägt, dass einem die Aufträge wegbrechen.

Trotz aller Anstrengungen war es mir nicht möglich, den Wegfall der Großaufträge kurzfristig mit anderweitigen Aufträgen zu kompensieren. Da somit die Finanzmittel immer knapper wurden und Kurzarbeitergeld für unseren Betrieb nicht zur Anwendung kam, zahlte ich Mitte des Jahres 2009 meinen Mitarbeitern ihren Nettolohn aus, blieb aber den Krankenkassen die Sozialbeiträge schuldig, da hierfür die Mittel nicht reichten.

Nachdem ich 3 Monate lang keine Kassenbeiträge und dafür lieber die Gehälter an meine Mitarbeiter gezahlt hatte, stellte die AOK einen sogenannten Insolvenzfremdantrag über das Vermögen meiner Firma, was in Folge eine Schließung der Produktion und eine Entlassung der 100 Arbeitnehmer nach sich zog. Ich verlor mein Vermögen und musste mich nach Anklage durch die Staatsanwaltschaft wegen Insolvenzverschleppung und Unterschlagung von Arbeitnehmeranteilen vor dem Amtsgericht Dresden verantworten.

Da ich meinen Mitarbeitern weiter die vollen Gehälter ausgezahlt hatte, aber den Krankenkassen die Beiträge schuldig geblieben war, sei von einer schweren Straftat auszugehen, so die Ausführungen der Staatsanwaltschaft. Ich sei verpflichtet gewesen, erst die Krankenkassen zu bedienen. Die Gehaltszahlung an den Arbeitnehmer sei keine vorrangige Zahlungspflicht. Durch mein diesbezügliches Fehlverhalten sei der Straftatbestand der Unterschlagung von Arbeitnehmeranteilen erfüllt, und man verurteilte mich zu einer Freiheitsstrafe von 16 Monaten auf Bewährung nebst Geldstrafe.

Ja und da stand ich 4 Mio. Euro leichter, behandelt als Straftäter, und verstand die Welt und vor allem das ganze System nicht mehr.

Banken und Großindustrie wurden für ihre Misswirtschaft staatlich gestützt und der kleine Beil, welcher versucht hatte, durch Nachhaltigkeit und Wertschöpfung den Wirtschaftskreislauf wenigstens in Bewegung zu halten, hatte alles verloren und war nun Straftäter.

Auch wenn es mir zwischenzeitlich wieder gut geht und die alten Wunden fast verheilt sind, haben mich die geschilderten Erlebnisse nie ganz losgelassen. Ich empfinde keinen Groll gegen Frau Merkel und ihre Mitstreiter, aber ich habe angefangen genau zu beobachten, was die da oben tun und vor allem was unsere Wirtschaft macht. Zuviel lag nach den Geschehnissen von 2008/2009 im Unklaren und zu wenige Menschen waren in der Lage, das Erlebte richtig zu interpretieren.

Ich bin mir sicher, dass die Probleme im Zusammenhang mit permanenter Überproduktion, fehlendem Absatz und einem nicht vorhandenen Bedarf sich schon viele Jahre vor dem Crash Ende 2008 wie eine Seuche durch alle Bereiche der Wirtschaft gefressen haben. Das war vorhersehbar, aber der Supergau steht uns noch bevor.

Trotz der unzähligen anderslautenden Statistiken, Analysen, politischen Verlautbarungen und Offenbarungen, welche uns fast täglich erklären, dass unsere Wirtschaft stetig wachse und alles ach so positiv sei, sagt mir mein Bauch auch oder vor allem auf Grundlage der geschilderten Erlebnisse, dass unsere Welt mit Volldampf gegen die Wand fährt, wenn wir bzw. unsere Politiker nicht handeln.

Ich hatte bisher keine Plattform, um über meine Erlebnisse zu berichten und meinen Ängsten freien Lauf zu lassen. Das hat auch nicht nur etwas mit der Autoindustrie zu tun, denn die Probleme betreffen alle Wirtschaftszweige. Wir befinden uns in einer tödlichen Spirale, welche sich Tag für Tag schneller dreht, aber die Verantwortlichen, das heißt unsere Politiker, nehmen das Problem entweder nicht in vollem Umfang wahr oder wollen es bewusst verkennen.

Die Flüchtlingswellen aus Nordafrika, die Probleme im Irak und in Syrien, der gescheiterte arabische Frühling, der Krisenherd Ukraine und die innergemeinschaftlichen Probleme in der Europäischen Union haben samt und sonders alle den gleichen Ursprung. Es geht um den verdammten Egoismus einiger weniger „Eliten“, welche ausschließlich auf Profit, Absatz und damit verbundene neue Märkte ausgerichtet sind.

So hart es klingt, da wir Gott sei Dank (!) seit über 60 Jahren in der Welt der Industriestaaten keinen Krieg mehr hatten, welcher durch Zerstörung und Vernichtung den Zustand eines komplett notwendigen Neuaufbaues geschaffen hat, stehen wir wegen fehlender Innovationen und fehlender neuer Ideen am Ende unserer Möglichkeiten. Wir können nichts mehr aufbauen. Natürlich, wir können hier und da noch ein paar neue Häuser hochziehen, und wir können einige Veränderungen in der Infrastruktur vornehmen, aber das löst unser Kernproblem nicht.

Wir erfinden keine Gegenstände mehr, die tatsächlich einen neuen Absatzboom in der Wirtschaft auslösen. Durch die Automatisierung der Wirtschaft werden täglich unaufhörlich immer mehr Waren produziert. Diese Waren produzieren aber keine Menschen sondern Maschinen. Aber das hatten wir ja alles schon.

Auch wenn Apple die Telefone noch 1mm schmaler macht und das Telefon am Handgelenk getragen werden kann, fehlt hierfür alsbald der Kunde, welcher diese „Innovationen“, die schon lange keine mehr sind, kauft bzw. kaufen kann. Zum einen hat er ein Handy, was funktioniert und ausreicht und zum anderen verdient er nicht so viel Geld, dieses vorhandene Handy kurz nach der Nutzung wieder gegen ein neues auszutauschen und das alte wegzuwerfen. Ja und so ist es mit allem, ob Auto, Fernseher, Computer, Klamotten, einfach alles. Wir sind satt, ganz einfach satt. Wir haben alles und lassen uns durch veränderte Dosen mit gleichem Inhalt auch nicht mehr zum Kaufen animieren. Die angebliche gute Konsumentenstimmung ist statistischer Quatsch, na klar kaufen wir ein, aber nur das, was wir tatsächlich brauchen.

Wir sind bald alle Dienstleister und auch das geht nicht gut. Denn wenn keiner mehr mit seiner Hände Arbeit Geld verdient, fehlt dieser wertschöpfende Arbeitnehmer, welchem wir unsere Dienstleistungen anbieten können. Wissen Sie, was ich ausdrücken will, das System ist nicht mehr rund. Das ist ungefähr so, wenn wir alle als Kellner in der Kneipe stehen und auf einen Gast warten, der nicht kommt, weil ja alle Kellner sind.

Und an dieser Stelle wird es teuflisch, wenn nicht gar unheimlich. Ich kann nachts nicht mehr richtig schlafen, wenn ich daran denke, und habe Angst um die Zukunft meiner 3 Kinder.

Was ist denn aus dem Europa geworden, von welchem die Urväter dieses Bündnisses nach dem zweiten Weltkrieg geträumt haben. Nichts! Es wurde ausschließlich zur Schaffung neuer Märkte im wahrsten Sinne des Wortes zusammengeschustert und wirtschaftspolitisch missbraucht.

Der Euro wurde übereilt eingeführt, nur um zu erreichen, dass die EU-Bevölkerung länderübergreifend vereinfacht konsumieren kann. Wer hat davon profitiere Auf keinen Fall die Bevölkerung. Gewinner dieser Politik waren ausschließlich die Führungseliten aus Wirtschaft und Finanzen, deren Boni und Tantiemen in immer höhere Sphären steigen.

Aber da das Band bekanntlich nicht still steht und die Gier nach mehr schreit, wird automatisiert, was das Zeug hält, um noch schneller und effizienter Waren zu produzieren. Der europäische Markt ist gesättigt, und die alten Probleme der Überproduktion kehren zurück, noch schneller und noch geballter.

Ich schreibe hier die ganze Zeit von Europa; unsere Freunde in Übersee haben die gleichen Probleme, die Japaner leiden darunter und nicht zu vergessen die Chinesen. Das große Reich der Mitte mit weit über einer Milliarde Menschen hat die gleichen Probleme. Dort ging es sogar noch ein Stück schneller. Da die Technologien zur Massenproduktion erst gar nicht in langwierigen Prozessen entwickelt wurden, sondern man diese einfach bei den Europäern und Amerikanern abgeschaut hat. Fazit, da steht von Anfang an niemand mehr am Band, sondern dieses läuft automatisiert und flutet den Markt.

Was machen die globalen Wirtschafts- und Finanzeliten in einer solchen Situation? Richtig, sie benötigen ein staatlich subventioniertes Ventil. Die angebliche Weltwirtschaftskrise 2008/2009 war ein kurzes, aber wirkungsvolles Instrument der Bereinigung. Dem Staat wurde Angst gemacht, dass tausende Arbeitsplätze verloren gehen, obwohl feststand und -steht, dass diese Arbeitsplätze mit fortschreitender Automatisierung ohnehin verloren sind. In Folge der gemachten Panik dringt der Staat aus reinem politischem Aktionismus der Politeliten ohne notwendiges Hintergrundwissen und vor allem ohne wirtschaftliche Erfahrung in die Gesetze der Marktwirtschaft ein. Statt den Niedergang unseres Planeten durch eine tatsächliche Regulierung der Wirtschaft und des Finanzwesens aufzuhalten, verlässt sich die Politik nicht auf die Mahner sondern auf den Einfluss der Lobbyisten aus Wirtschaft, Finanzen, Verbänden und Gewerkschaften. Mit Milliarden und aber Milliarden an Steuergeldern wird der ganze Irrsinn subventioniert und damit der Niedergang nicht aufgehalten sondern massiv beschleunigt.

Die politischen Entscheidungsträger, welche die Gefahren für unser globales System erkannt haben, wurden in den letzten Jahren aussortiert, weggelobt oder im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste geschickt. Eine kleine verschwindende Minderheit beeinflusst unsere Politelite ausschließlich zum eigenen Vorteil, ohne Rücksicht auf Verluste und die Zukunft unserer Kinder. Aber nicht die Politiker sind die wahren Schuldigen an dem ganzen Irrsinn, sondern diese egozentrischen, machtbesessenen, geld- und profitgeilen Manager in unserem erkrankten Wirtschafts- und Finanzsystem.

Das ist kein deutsches Problem, sondern das ist Problem aller Industrienationen auf dieser Erde. Der Markt ist endlich, das muss jeder begreifen.

Weltweit existieren ca. 37.000 multinationale Konzerne und über 40 Millionen mittelständische Unternehmen im produzierenden Gewerbe. Jede dieser Firmen entscheidet allein über den Einsatz ihrer Produktionsmittel, die Produktionsabläufe und die Art der Produkte, welche hergestellt werden. Man sagt auch, das kapitalistische Besitzrecht ermächtigt den Firmenbesitzer zur autonomen Entscheidungsgewalt. Er kann also tun und lassen, was er will, freie Marktwirtschaft in ihrer Urform. Es gibt keine Regulierungsstelle.

Die Folge dieser Autonomie ist aber, dass auf den nationalen und regionalen Märkten und mit fortschreitender Globalisierung vor allem auf den Weltmärkten Millionen und Abermillionen von Investitions- und Produktionsentscheidungen dieser Firmen chaotisch und unkontrolliert aufeinanderprallen. Gleiche Produkte aus unterschiedlicher Herstellung in abgeänderter Form mit identischer Nutzungsmöglichkeit kommen in Massen auf den Markt. Der zahlungsfähige Käufer, solange es diesen noch gibt, entscheidet dann, welche dieser Waren er besitzen möchte.

Weil die Erschließung neuer Märkte immer schwieriger wird, da uns die Innovationen langsam aber sicher ausgehen, entbrennt um die wenigen noch zahlungsfähigen Kunden ein erbarmungsloser Konkurrenzkampf. Im Streit um die Gunst des Kunden und die damit verbundenen Marktanteile sind alle Unternehmen gezwungen, immer billiger zu produzieren. Hierfür gibt es zwei Mechanismen. Entweder eine ständig wachsende Massenproduktion, welche die Kosten für das Produkt senkt, oder eine stetige technologische Erneuerung (Automatisierung), die aber zusätzlich eine noch größere Massenproduktion verursacht. Beide Mechanismen setzen in ihrer Vollendung unaufhörlich Arbeitsplätze frei, was den Markt der zahlungsfähigen Kunden wiederum verkleinert. Der Teufelskreis ist unausweichlich, die anschwellende Lawine von Gütern und Produkten verschärft den Kampf um Marktanteile, und dieser Kampf lässt wiederum die Güter- und Produktlawine weiter anschwellen.

Da die Märkte endlich sind, versucht man neue aufzutun. Auch darüber habe ich viel nachgedacht. Ja und da stoße ich automatisch an das Thema arabischer Frühling, Libyen, Irak, Tunesien, Ägypten…. Haben wir uns hier nicht mit maßgeblichem Anteil unserer amerikanischen Freunde in die inneren Angelegenheiten dieser Länder eingemischt? Ging es womöglich gar nicht darum, den Völkern in diesen Ländern Demokratie zu bringen, sondern hat man dort eher die blühenden Absatzmärkte der Zukunft für die vehemente Überproduktion aus den Lagern der alten und neuen Welt gesehen? Hunderte Millionen Konsumenten, die noch dazu auf Öl und Bodenschätzen sitzen.

Ich denke, dass es so ist, die Geheimdienste der Industriestaaten werden hier nicht zuletzt im Interesse der Rüstungsindustrie, welche die gleichen Probleme hat wie die zivilen Wirtschaftszweige auch, ganze Arbeit geleistet haben. Der Schuss ging aber leider nach hinten los und nun haben wir mit der größten Flüchtlingswelle nach dem zweiten Weltkrieg zu kämpfen. Aber auch Flüchtlinge bringen Warenabsatz. Die sich ergebenden Spannungen werden bewusst oder unbewusst übersehen. Alles nur ein Mittel zum Zweck.

Naja und da das mit den neuen Märkten in der afrikanischen Welt schief gegangen ist, richtet sich die Wirtschafts- und Finanzelite nun in Richtung Russland aus. Auch ein Markt mit über 145 Millionen Konsumenten. Das würde reichen, um die Absatzprobleme wenigstens eine Zeit lang in den Griff zu bekommen. Mal sehen, wie lange es braucht, bis die amerikanisch beeinflussten Sanktionen der EU den Putin in die Knie zwingen und das Land destabilisieren.

Na und wenn das nicht funktioniert, bleibt ja zu guter Letzt dann noch die Möglichkeit, einen Krieg anzuzetteln. Das wäre dann fast im Zyklus der Naturgesetze. Alles zerstören führt auch zu einer Marktbereinigung. Die Wirtschafts- und Finanzelite hat genügend Rücklagen und verdient, wie die Geschichte zeigt, auch mit Tod und Zerstörung. Die aufgelaufenen und eigentlich nicht mehr regulierbaren Probleme der automatisierten Wirtschaft klären sich durch eine totale Zerstörung von selbst, und mit dem Wiederaufbau können Milliarden und noch mehr Milliarden verdient werden.

Jetzt sind mit mir die Pferde durchgegangen, aber man wird ja mal laut denken dürfen, oder?

Eine Sache muss ich noch aufführen, in der Hoffnung, dass mir überhaupt noch jemand zuhört. Wovon bezahlen eigentlich die Konzerne die stetig steigenden Lagerbestände? Es muss ja Material eingekauft und der Produktionsablauf bezahlt werden. Auch dafür hat man sich etwas einfallen lassen, was auch unser stetig publiziertes Wirtschaftswachstum ein wenig erklärt.

Das Zauberwort heißt International Financial Reporting Standards (IFRS) und regelt losgelöst von nationalen Rechtsvorschriften die Aufstellung international vergleichbarer Jahres- und Konzernabschlüsse. Bei den Amerikanern Gang und Gäbe, hat die EU-Kommission mit Verordnung Nr. 1725/2003 vom 29. September 2003 der Zahlenverfälschung Tür und Tor geöffnet. Diese EU-Verordnung ist in allen ihren Teilen verbindlich und gilt unmittelbar in jedem Mitgliedstaat, wodurch die beinhalteten Standards automatisch zu nationalem Recht geworden sind.

Das IFRS erlaubt es, den Geschäftswert der Unternehmung durch die freie Bewertung von Lagerbeständen auf Grundlage geschätzter Verkaufspreise nach Belieben darzustellen. Das heißt, man schaut durch die Glaskugel, bewertet seine Lagerbestände ohne Berücksichtigung der Überproduktion und des fehlenden Absatzes mit Traumpreisen und weist somit positive Unternehmenszahlen aus. Solange die Waren auf Lager stehen, werden die Bewertungen nicht negativ beeinflusst, da Standtage und Wertverluste in diesem System der Bilanzierung ausgeklammert werden können.

Die Geldentwertungspolitik der EZB und der amerikanischen Fed haben Geld- und Sparanlagen entwertet. Die Altersvorsorgen in Form von Rentenversicherungen sind durch den Wegfall des Garantiezinses praktisch wertlos, der Euro nähert sich einer Parität zum Dollar und man spricht von Negativzinsen für Spareinlagen. All das ist natürlich kein Zufall. Der kleine Mann soll sein Geld in Aktien und Unternehmensfonds investieren. Es wird ja von früh bis spät suggeriert, dass Aktien und Unternehmensbeteiligungen die einzig wahre und rentable Anlageform sind. Das Risiko bleibt im Unterton, wird aber durch mögliche Renditeaussichten überspielt.
Ja und was macht der Bürger? Er folgt diesem Wahnsinn und steckt sein Geld, welches ohnehin in den letzten Jahren einer stetigen Entwertung unterlag, in Aktien, Fonds und Unternehmensanleihen. Dass diese Aktien und Anleihen völlig überbewertet sind und die Zahlen der Unternehmen nicht auf Risiken sondern auf Wunschvorstellungen basieren, interessiert nicht, die Politik weist ja den Weg.

Der Gipfel der Perversion in diesem Kreislauf ist, dass die Unternehmen mit eigenen Aktien ihren Unternehmenswert erhöhen können, um somit die Kleinanleger richtig aufs Glatteis zu führen. Normal gilt die Devise, dass die im Unternehmen gehaltenen eigenen Aktien zum Ausgabewert zu bewerten sind. Ein etwaig daraus resultierender Gewinn wird erst bei einem Verkauf der Aktie in den Unternehmensbüchern erfasst. Nach den Möglichkeiten des IFRS kann jedes Unternehmen die eigenen im Unternehmen verbliebenen Aktien nach den aktuellen Börsenkursen der ausgegebenen, also im Umlauf befindlichen Aktien bewerten, um den Geschäftswert zu erhöhen. Also die ohnehin durch die Überbewertung der Lagerbestände in die Höhe getriebenen Aktienwerte werden dann noch dazu genutzt, um mit eigenen Aktien noch höhere Geschäftswerte zu erzielen. Das ist staatlich geduldeter Wahnsinn, der Spekulationen und Betrügereien Tür und Tor öffnet und den irrsinnigen Glauben, jeder könne auf Dauer Geld mit Geld verdienen, mehrt.

Fed und EZB fahren mit staatlicher Unterstützung bewusst die Politik des billigen Geldes, um die Überproduktion der Wirtschaft und fehlenden Absatz weiter zu finanzieren, da es augenscheinlich keine andere Lösung gibt. Der ohnehin durch diese Geldpolitik zwangsenteignete Sparer ist durch den Verlust seiner Altersvorsorge und den Wegfall von Zins und Tagesgeld praktisch gezwungen, in Aktien und Unternehmensanleihen zu investieren. Die Anlagestrategien und Anlageanalysen orientieren sich an den völlig überbewerteten Unternehmenswerten, was eine Aktienblase gigantischen Ausmaßes schafft. Aber Gier frisst ja bekanntlich Hirn, deswegen bekommen nur wenige diesen Wahnsinn mit.

Ja und was passiert, wenn diese Blase platzt? Was ist, wenn irgendwann nichts mehr geht, der Überproduktionswahnsinn nicht mehr kaschiert werden kann und sich ein Zustand wie 2008 einstellt? Die Produktion ist dann vollautomatisiert, wir arbeiten alle im Dienstleistungssektor, unsere Ersparnisse stecken in überbewerteten Aktien, oder diese Aktien sind am besten noch auf Pump gekauft und es macht bumm. Dann ist all das Geld futsch, der Dienstleistungssektor bricht zusammen, weil keiner mehr Geld hat, die automatisierten Betriebe gehen wegen ausbleibender Kapitalzuflüsse pleite und die Welt steht still. Was passiert, dann brechen Panik und innere Unruhen aus, weil der Staat nicht mehr wie 2008 eingreifen kann. Wenn sich nichts ändert in diesem System, so meine Meinung, stehen wir alle noch zu Lebzeiten in nicht allzu weiter Ferne einem Schreckensszenario ungeahnten Aufmaßes gegenüber.

Meine Frage nach dem Erlebten mit der eigenen Firma war, was konkret unternehmen die Regierungen der großen Wirtschaftsnationen, unter denen die deutsche Regierung eine nicht unwichtige Rolle einnimmt, um unsere Welt zu retten? Die ernüchternde Antwort, außer Aktionismus basierend auf Nichtwissen und Lobbyismus augenscheinlich nichts, wir laufen mit Volldampf in unser Verderben. Aber ich kann mich selbstverständlich irren und täuschen, ich bin ja nur ein kleiner ehemals gelernter Tischler.

Aber vielleicht gibt es auch den Plan einer kleinen und feinen globalen Elite, uns alle in eine Weltdiktatur unter der Bezeichnung Weltgemeinschaft zu führen, die Märkte auf dieser Grundlage zu regulieren, eine Weltregierung, eine Weltwährung und eine für alle geltende Weltordnung zu schaffen. Der Weg dorthin führt über die Abschaffung der Nationalstaaten, hin zur Verschmelzung in Unionen, wie die Europäische Union, Nordamerikanische Union, Afrikanische Union, Asiatische Union um dann die Zusammenführung der Unionen als Endziel in der Weltunion enden zu lassen. Die Entscheidungen werden schrittweise weg vom Volk in immer höhere Ebenen verschoben und die Macht in immer weniger Hände konzentriert. Am Schluss entscheidet eine kleine nicht gewählte Gruppe der Elite über die gesamte Welt. Aber ist das zielführend, was bedeutet dann noch ein Menschenleben, und vor allem was wird aus unseren Kindern?

Oder vielleicht stehen wir vor einem geplanten Krieg, welcher uns zurück in die Steinzeit katapultiert, um wieder bei null anfangen zu können. Warum soll gerade jetzt aufgerüstet werden, warum fahren amerikanische Truppen zu einem Manöver durch ganz Europa, warum redet die Politik über das G36 Sturmgewehr, welches nicht treffsicher ist, und über Panzerbataillone, die in Deutschland aufgebaut werden sollen, was wollen wir mit bewaffneten Drohnen? Steht der Russe vor der Tür oder bereiten wir uns auf etwas vor, was die Welt in einen Abgrund stürzen soll?

Es müssen Antworten her, schnell und präzise. Das Volk muss informiert werden, um zu wissen, was los ist. So wie jetzt kann es nicht weitergehen. Man kann uns nicht für dumm verkaufen, auch wenn nicht jeder Bürger soweit denken mag.

Noch einmal, ich kann mich täuschen und bin vielleicht auch ein wenig kopfkrank, aber irgendetwas stinkt und das hier Geschilderte ist, so denke ich, nicht ganz von der Hand zu weisen.

Die Islamisierungsangst des Herrn Bachmann und seiner Anhänger ist wie die Angst vor den zunehmenden Flüchtlingsströmen aus meiner Sicht nur eines von vielen negativen Ergebnissen eines aus den Fugen geratenen Weltwirtschaftssystems. Die Ursachen liegen wie benannt ganz woanders.

Die anfängliche PEGIDA-Bewegung hat mich darin bestärkt, dass die Menschen, wenn auch in die falsche Richtung, mitbekommen, dass in unserem Land, in Europa und in der ganzen Welt etwas gehörig stinkt. Dass PEGIDA zwischenzeitlich Rechtspopulisten ein entsprechendes Spektrum bietet, welche versuchen, die Anhänger auf den falschen Pfad zu führen, ist nicht zuletzt dem politischen Handeln unserer Regierenden geschuldet oder gar von diesen gewollt.

Entweder fehlt der regierenden Elite das Wissen über die Entwicklungen auf unserem Planeten oder man will uns diese wissentlich verschweigen. Manchmal kommt es mir sogar so vor, als wäre der Regierung eine Bewegung wie die des Herrn Bachmann und das Geschrei darum sogar sachdienlich, um von den wesentlichen Problemen ablenken zu können. Anders kann ich mir nicht erklären, warum immer wieder Öl in das ohnehin schon lodernde Feuer gegossen wird.

Nachdem ich mir das Theater um und bei PEGIDA einige Male angeschaut habe und feststellen musste, dass es dieser Bewegung neben dem unglücklichen Namen auch an Inhalten fehlt, aber mein innerer Zwang immer größer wurde, etwas tun zu müssen, habe ich den „Druck“ der Straße ausgenutzt und bin, das gebe ich zu, als egoistischer Einzelkämpfer ohne Beachtung demokratischer Vorgaben unter Ausnutzung des Prinzips „Trete die Tür ganz auf, bevor sie wieder zufällt“ innerhalb von 8 Wochen mit einem doch nicht unerheblichen medienwirksamen Auftritt bis nach Berlin gekommen. Ich entschuldige mich bei meinen Mitstreitern für dieses egozentrische Verhalten und gelobe, wie am Anfang bereits geschworen, Besserung.

Die Fragen der Bürgerinnen und Bürger an die Bundespolitik waren bewusst mit wirtschaftlichen Hintergründen gestellt. Antworten haben wir in Berlin, wie zu erwarten, keine einzige bekommen. Ich muss mich in diesem Fall aber schützend vor Herrn Arnold Vaatz stellen. Der Mann wurde von mir, wie einige seiner Parteikollegen in der sächsischen Landesregierung, faktisch vergewaltigt. So schnell konnten die Herren gar nicht denken, wie das Thema Berlin nach außen publiziert und gehandelt wurde.

Auf dem brachialen Weg durch die politischen Instanzen ist mir klar geworden, dass man auch als kleiner Bürger die Möglichkeit zum Handeln hat, auch wenn es dann ein Kampf zwischen David und Goliath ist. Um aber herauszufinden, wo der Zug mit uns allen hinfährt und ob Frau Merkel samt der politischen Weltelite tatsächlich einen fundierten Plan für unsere Zukunft hat, müssen wir als Volk handeln, um jetzt, wo es noch nicht zu spät ist, in Entscheidungen einer auf weltpolitischer Ebene noch (!) einflussreichen deutschen Bundesregierung eingebunden zu werden.

Verpassen wir das, ist der Zug unweigerlich abgefahren! Die Einflussbereiche verlagern sich immer weiter nach Brüssel, das sollte jedem bewusst sein, und Brüssel ist verdammt weit weg.

Bundeskanzlerin Merkel und Wirtschaftsminister Gabriel wollen bis Ende des Jahres das TTIP-Abkommen unterzeichnen. Dieses Abkommen wirft mehr Fragen auf, als es bisher Antworten gibt, und es zeigt in seinen Inhalten die Krankheiten des Systems. TTIP ist nach der Einführung des EURO und der zusammengeschusterten EU nur ein weiterer Versuch, den Zusammenbruch des Systems noch eine kurze Zeit aufzuhalten, ohne aber zu wissen, ob dieses Abkommen die Vorgänge des Zusammenbruchs eher beschleunigt oder der Systemzusammenbruch nach erkaufter Zeitverzögerung noch katastrophaler für uns alle ausfällt.

Aus diesem Grund müssen wir den vermuteten fortlaufenden Wahnsinn stoppen und der Regierung zeigen, dass sie gegenüber allen Bürgerinnen und Bürgern in der Pflicht steht. Allein 631 Bundestagsabgeordnete von einer positiven Stimmenabgabe zu überzeugen, um in Folge über die Geschicke von über 80 Millionen Menschen zu bestimmen, reicht schon lange nicht mehr aus.

Das gesamte Volk muss bei Gesetzen, die über Krieg und Frieden sowie Zukunft oder Untergang entscheiden, mit einbezogen werden. Ich verweigere mich, dass dies allein 631 Personen machen sollen. Entscheidet das Volk mehrheitlich über seinen Untergang, dann soll es so sein. Ich möchte aber nicht, dass lediglich 631 Abgeordnete, von denen ich ohnehin einige als inkompetent ansehe, weitreichende Entscheidungen für unser Leben und vor allem das unserer Kinder alleine treffen.

Spätestens mit TTIP haben wir eine solche erste Entscheidung, bei der es sich nicht um die Frauenquote in den Vorstandsetagen von 30 DAX Unternehmen handelt.

Mitendscheidung können wir nur durch Volksentscheide erreichen, und dafür, liebe Bürgerinnen und Bürger, brauchen wir nicht einmal auf die Straße zu gehen.

Wir haben 631 Bundestagsabgeordnete. Auf jeden Abgeordneten kommen ca. 128.000 Bundesbürger. In den Händen dieser Abgeordneten liegt es, über ihre zugehörige Fraktion einen Gesetzesentwurf in den Bundestag einzubringen, welcher eine Grundgesetzänderung zu Volksentscheiden beinhaltet. Stimmen in Folge zwei Drittel der Bundestagsabgeordneten für eine Grundgesetzänderung, haben wir faktisch über Nacht den Volksentscheid in Deutschland auf Bundesebene.

Im offiziellen I-Ton heißt es dazu unter anderem: Um bundesweite Volksentscheide einzuführen, muss nach herrschender Rechtsauffassung das Grundgesetz geändert werden, obwohl Artikel 20 Abs. 2 dieses Gesetzes der deutschen Bevölkerung das Recht auf Abstimmungen zuspricht, indem geschrieben steht: „…Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt…“. Die Rechtsauffassung zu einer notwendigen Grundgesetzänderung stützt sich auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 30. Juni 2009, in welchem steht: „…In einer Demokratie muss das Volk Regierung und Gesetzgebung in freier und gleicher Wahl bestimmen können. Dieser Kernbestand kann ergänzt sein durch Abstimmungen in Sachfragen, die auch in Deutschland durch Änderung des Grundgesetzes ermöglicht werden könnten…“. Um eine notwendige Grundgesetzänderung veranlassen zu können, bedarf es eines Gesetzesentwurfes und einer diesbezüglichen Zweidrittelmehrheit im Parlament.

Bisher wird die Mitentscheidung des Volkes auf Bundesebene aber augenscheinlich von vielen Abgeordneten nicht gewünscht. Letztmalig am 23.05.2014 brachte die Linksfraktion einen Gesetzesentwurf zur Einführung des Volksentscheides in den Bundestag ein. Die Linke begründete ihren Vorstoß damals unter anderem damit, dass Wahlen allein für die Bürgerinnen und Bürger keine Chance böten, die Politik nachhaltig und stetig mitzugestalten und dass es Aufgabe der Politik sei, Betroffene zu Beteiligten zu machen. Die Erfahrungen mit direktdemokratischer Einflussnahme auf Ebene der Bundesländer und Kommunen zeigen, dass die Bürgerinnen und Bürger ein Interesse an direkter Einflussnahme auf politische Entscheidungsprozesse hätten. Das war der 12. und bisher letzte parlamentarische Vorstoß zur Einführung direkter Demokratie auf Bundesebene seit Bestehen der BRD. Aber auch dieser Versuch verfehlte deutlich, wie die anderen davor auch, eine notwendige Zweidrittelmehrheit im Parlament.

Also warum soll es in nächster Zeit nicht die Einbringung eines 13. Gesetzentwurfes zum Thema Volksentscheid geben, welcher dann die volle Punktzahl erreicht? Wenn Sie nicht vor die Hunde gehen wollen, liebe Bürgerinnen und Bürger, dann gehen Sie bitte in die Bürgersprechstunden der Bundestagsabgeordneten, egal ob links, rot, schwarz oder grün. Fordern Sie diese Volksvertreter auf, dass diese ihre zugehörige Fraktion zur Einbringung eines Gesetzesentwurfes noch vor der Sommerpause bewegen und lassen Sie sich das Ehrenwort geben, dass der angesprochene Bundestagsabgeordnete in einer namentlichen Abstimmung für den Gesetzentwurf stimmt.
Wie schon gesagt, auf jeden Bundestagsabgeordneten kommen 128.000 Bürger; unser Leben liegt also augenscheinlich in unserer Hand, wenn jeder begreift, dass es kurz vor zwölf ist. Verpassen wir diese Chance, dann braucht sich bitte im Nachgang weder der Bürger auf dem Sofa, noch der im Kreis laufende Demonstrant, auch nicht der tanzende Spaßbürger oder der erzürnte Wutbürger über die Konsequenzen echauffieren. Dann war es das!

So und nun bin ich am Ende. Es ist leider nicht der von vielen vielleicht erwartete aktionsreiche Erlebnisbericht geworden, und die Fragen an die Bundespolitik sind leider auch nicht beantwortet worden. Wer sich aber die Erläuterungen zu den Fragen anschaut, findet die Antworten auch ohne ein Statement der Bundespolitik. Für meine wieder einmal viel zu langen Ausführungen mit Schachtelsätzen bitte ich um Nachsicht, ich bin halt kein Autor oder Journalist und habe das hier in den vorangegangenen Nächten zu Papier gebracht. Aber ich musste meine Ängste und Sorgen auf diese Art loswerden. Wenn die Karre doch gegen die Wand fährt, möchte ich meinen Kindern wenigstens sagen können, ich habe zumindest versucht, die Welt ein wenig mit zu retten.

Sie erinnern sich an den anfänglich benannten Zeitungsartikel „…Wie Herr Beil einmal das Volk vertrat…“? Herr Beil, lieber Journalist, ist noch nicht fertig! Ich werde mir die verdiente Prügel meiner Mitstreiter für wiederholte Alleingänge und den hier geschriebenen Artikel abholen und dann versuchen, diese davon zu überzeugen, dass wir jede Woche einen Bundestagsabgeordneten mit der Mission Volksentscheide auf Bundesebene aufsuchen werden. Ach und mit Ihnen, lieber Herr Kühn von den Grünen, würde ich gern anfangen, aber nur wenn Sie meinen hier geschriebenen Bericht tatsächlich gelesen haben. Wie sagten Sie doch so schön in Ihrem letzten Schreiben, Ihre Wählerinnen und Wähler haben Ihnen einen Auftrag gegeben. Ich bin gespannt.

Ich werde auf dieser Seite von den Besuchen bei den Bundestagsabgeordneten berichten und hoffe, dies macht schnell die Schule. Alleine aber werden wir das nicht schaffen, dafür sind 631 wieder zu viel. Ich hoffe, Sie erkennen den Ernst der Lage, auch wenn ich die Dinge vielleicht zu dramatisch sehe, und fassen sich ein Herz und fangen an, den Bundestagsabgeordneten richtig auf die Füße zu treten.

Die Bundestagsabgeordneten haben Wahlkreise, Sie finden die Telefonnummern und Anschriften nebst E-Mail-Adressen ohne Probleme im Internet. Aber auch jede Kommune kann Ihnen sicherlich über den Bundestagsabgeordneten in Ihrer Nähe Auskunft geben. Einfach anrufen und Termin machen, das sind Menschen wie Sie und ich.

In der Hoffnung auf ein gemeinsames Morgen wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben alles erdenklich Gute.

Danke für die Geduld!

Ihr Reiko Beil

Dresden, den 02.04.2015


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6 thoughts on “Das Volk im Singular

  1. In einigen Punkten kann auch ich Ihnen zustimmen.
    Diese, zugegeben doch recht dramatisch klingende Untergangsstimmung, kann ich allerdings nicht teilen. Die aktuelle Situation sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftspolitisch in Deutschland, Europa und der Welt ist nicht einfach.
    Die Flüchtlingsströme sind enorm und werden uns auch hier in Deutschland noch deutlich mehr beschäftigen als bisher. Ob der Auslöser dieser Flüchtlingswelle bei den Aktivitäten von Geheimdiensten und Regierungen liegt, würde ich allerdings bezweifeln. Betrachtet man die wirtschaftliche Situation in den betroffenen Ländern des Nahen Ostens so war es rückblickend nur eine Frage der Zeit das die Menschen nicht mehr akzeptieren im Vergleich zum Westen und Asien immer mehr den Anschluß zu verlieren.
    Die Einmischung in innere Angelegenheiten dieser Länder ist definitiv nicht immer richtig, aber manchmal wohl unvermeitlich wie z.B. die militärische Unterstützung der Kurden im Kampf gegen IS.
    Der Wirtschaft bzw. der Gesellschaft würde ich eine fehlende Innovationskraft nicht unterstellen. In der Vergangenheit gab es immer wieder Phasen wo von einem Ende der wirtschaftlichen Entwicklung gesprochen wurde. Das Ende ist damals nicht eingetreten und wird auch diesmal nicht eintreten.
    Es geht auch nicht immer irgendwie so weiter wie bisher, sondern durch teilweise vielleicht auch recht kleine Innovationen weiter. Fehlende Innovationen würde auch bedeuten das es keine Firmen (Startup) mit neun Ideen gibt, dem ist definitiv nicht so.
    Die Idee mit bundesweiten Volksentscheiden kann ich jedoch auch nur begrüßen. Das politische System in Deutschland ist in einer Krise und bedarf Reformen. Grundsätzlich bin ich aber von der Demokratie an sich mehr als überzeugt. Eine bessere Alternative dazu gibt es nicht.

  2. Lieber Herr Beil,
    leider muss ich Sie enttäuschen, weil die Grundannahme Ihres Textes (Bewertung zu IFRS entspricht Verkaufspreisen) falsch ist. Ich empfehle, bevor man so etwas in die Welt setzt, sich gründlicher mit den Grundlagen zu beschäftigen. So ist unter anderem in http://www.daswirtschaftslexikon.com/d/vorr%C3%A4te_rechnungslegung/vorr%C3%A4te_rechnungslegung.htm zu lesen:
    „Für Vermögenswerte des Vorratsvermögens gilt das strenge Niederstwertprinzip. Zum Bilanzstichtag führt ein unter den historischen Anschaffungs- oder Herstellungskosten liegender Netto-Veräußerungswert zu einer zwingenden Abschreibung auf den niedrigeren Stichtagswert. Die Ermittlung des Stichtagswertes richtet sich dabei grundsätzlich nach den Verhältnissen des Absatzmarktes.“
    Dies bedeutet im Klartext, dass wie nach deutschem Handelsgesetzbuch, die Bewertung zu Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten und nicht zu Verkaufspreisen erfolgt. In einem zweiten Schritt wird geprüft, ob die Verkaufserlöse abzüglich Vertriebskosten und weiterer anfallenden Kosten n i e d r i g e r sind als die Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten. Damit ist im Wesentlichen Ihr ganzes theoretisches Denkgebäude leider zusammen gestürzt. Dies finde ich persönlich schade, denn ich erkenne schon an, dass Sie sich viele Gedanken um die Welt gemacht haben (von der EU zur Welteinheitsregierung, was im Übrigen schon in der Bibel in der Offenbarung des Johannes angekündigt wird) die ich teilweise auch teile. Jedoch muss man wissen, dass man bei den Politikern nicht ernst genommen wird mit falschen theoretischen Grundlagen, obwohl ich bezweifle, dass viele Politiker überhaupt wissen, wie es wirklich ist.
    Da ich Sie als redlichen Menschen einschätze, erwarte ich, dass Sie die entsprechend falschen Passagen mit dem gleichen Aufwand richtig stellen, mit dem Sie diese verbreitet haben. Ansonsten würden Sie sich durch nichts von der etablierten Presse unterscheiden, die wir ja, oft zu Recht, kritisieren.

    1. Hallo Herr Uhlmann,
      nach HGB haben Sie völlig recht mit dem Niedrigwertprinzip, dass habe ich auch so, vielleicht etwas umständlich aufgeführt. Das IFRS beinhaltet dieses Prinzip zwar auch, lässt im Rahmen der Bewertung von Vorräten im Verhältnis zum Absatzmarktes aber einen anderen Ermessenspielraum zu, welcher aus meiner Sicht einer „Bilanzmanipulierung“ in Verbindung mit den Überproduktionsbeständen Tür und Tor öffnet. Im Grundsatz geht es mir aber gar nicht so sehr um dieses Thema sondern um das Problem der Automatisierung, einem damit verbundenen Wegfall von Arbeitsplätzen und dem Problem von Überproduktion und fehlendem Absatzmarkt.
      Das uns die Politiker nicht ernst nehmen sehe ich nicht ganz so. Wir müssen unsere Möglichkeiten nur ausschöpfen und dazu gehört es, den 631 Abgeordneten in ihren Wahlkreisbüros in Richtung Volksentscheide auf Bundesebene Dampf zu machen. Nur mit Volksentscheiden sind wir in der Lage, mitzubestimmen und unsere Zukunft zu gestalten. Es liegt also in unserer Hand, allerdings muss das Volk hierzu wachgerüttelt werden.
      Ich hoffe noch viele erwachen in diesem Land bevor der Karren gegen die Wand fährt.

      Lieben Dank für Ihre Zeilen

      Mit besten Grüßen

      Reiko Beil

  3. Unser diktaturerfahrenes Deutschland befindet sich dennoch im Tiefschlaf gleich einem Koma. Schon ihr Bericht ist für solche Menschen VIEL zu lang! Der wird nicht zu Ende gelesen. Nur wenige wachen und wollen etwas ändern – ich bin am Resignieren, auch was den Tiefschlaf der Jugend angeht. Es wird ein Erwachen geben, doch es wird ein böses Erwachen sein… Es mag nicht nett klingen, aber Deutschland hat es nicht anders verdient.

  4. Ein Text von Prof. Sinn (IFO Inst. München) ist mir vor Jahren einmal im Gedächtnis geblieben – sinngemäß wiedergegeben stand zu lesen:
    „…Absonderlich ist es freilich zu glauben, die ökonomischen Gesetze des Kapitalismus ließen sich durch Wunschdenken überwinden. Das hat Marx stets von sich gewiesen, und genau deshalb wollte er ja die Revolution. Politiker und Journalisten fabulieren vom Primat der Politik und halten die politische Macht für stärker als die ökonomischen Gesetze, nach denen die Integration der Weltwirtschaft von statten geht. Aber die Erfahrung bietet für eine solche Hoffnung kaum eine Basis….“
    Ihr Erlebnisbericht mit persönlichen Erfahrungen als Unternehmer am kapitalistischen „Markt“ bestätigt das.
    Es gab und gibt keine zwei Arten von Kapitalismus, die man in „gut“ (sozialen) und „böse“ (profitgierigen) trennen kann, den die Politik nach Wunsch durchsetzen kann. Wenn der „soziale“ regional und zeitlich kurzzeitig durchsetzbar war oder in schwindenden Teilen noch ist, dann um den Preis das irgendwo anders auf der Welt Menschen und Umwelt diese Zeche zahlen. Daran werden auch mehr Bürgerbeteiligung / Volksentscheide nichts ändern.
    Mit Gruß
    Lutz Schramm

  5. In Vielen Dingen gebe ich Ihnen recht. Die Forderung nach Volksentscheiden ist für mich eine der wenigen Möglichkeiten etwas zu verändern. Wir werden immer mehr entmündigt. Wir müssen das schnellstens ändern. TTIP bringt uns Langfistig nur Nachteile. Den ersten Schritt zum Fracking ist gemacht. Auch das ist nicht aufzuhalten.

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